Forschung und FAQ

Nach mehr als 15 Jahren neurowissenschaftlicher Forschung mit Kindern und Jugendlichen, die unter sozio-emotionalen Beeinträchtigungen und Entwicklungsverzögerung leiden, haben wir Vis-à-Vis als ein Interventionsinstrument entwickelt, das unsere Probanden dabei unterstützten kann, an einigen der forschungsgestützten Fähigkeiten zu arbeiten, die ihnen fehlten. Das neu programmierte webbasierte Format macht das Programm einfach zugänglich für Ärzte, Pädagogen, Eltern und auch Lehrer.

Vis-à-Vis wurde für Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 16 Jahren entwickelt, das heißt für die Entwicklungsphase, in der die Gesichts- und Gefühlsverarbeitung typischerweise das Niveau von Erwachsenen erreicht. Das Programm wurde in Frankreich entwickelt und getestet, bevor es für die Webseite auf Englisch, Italienisch und Deutsch übersetzt wurde.

Play button - Free music icons In diesem Video erklärt Dr. Bronwyn Glaser, wie die Forschung über Entwicklungsverzögerungen zur Entwicklung dieses wertvollen Lernmittels für das kognitive Training geführt hat.

Bei der Entwicklung von Vis-à-Vis war es uns wichtig, das Interesse des Nutzers mithilfe von motivierenden Spielen zu wecken. Aus diesem Grund basieren die Spiele auf einer Computeroberfläche und der Bedienung mit der Maus (Hand-Augen-Koordination), direkter Rückmeldung, positiver Bestätigung und der Wiederholung und Abfrage von neu gelerntem Material.

Jedes Element von Vis-à-Vis basiert auf Forschungen.

Der Bereich Konzentration auf die Augen inspiriert sich an einer Vielzahl neuerer Studien, die mit der Eyetracking-Technologie arbeiten und aus denen hervorgeht, wie wichtig es ist, sich hauptsächlich auf den Augenbereich eines Gesichts zu konzentrieren, um soziale Hinweisreize zu verstehen[1].

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Kinder mit sozio-emotionalen Entwicklungsstörungen dazu neigen, weniger in die Augen eines Gesichts zu blicken als Kinder mit normaler Entwicklung[2][3][4]. Das kann dazu führen, dass sie wichtige Gefühlsausdrücke übersehen, die von den Augen vermittelt werden.

Ein zu kurzer Augenkontakt kann das angeborene Verständnis eines Kindes für soziale Situationen beeinträchtigen und damit ihre Fähigkeit, Gefühle zu erkennen, was zu Angstgefühlen führen kann, die sich wiederum negativ auf das Selbstvertrauen und die gesellschaftliche Wertschätzung auswirken.

Zusätzlich dazu, die Aufmerksamkeit auf die Augen zu lenken, war es unser Ziel, Informationen und konkrete Strategien für den Umgang mit sozio-emotionalen Situationen zu liefern, die für Kinder mit geistigen Behinderungen weniger intuitiv sein können.

Aus diesem Grund lehren wir die Physiognomie der emotionalen Gesichtsausdrücke zusammen mit Beispielen für die Geisteszustände, die jedem Gefühl entsprechen. Letzteres hilft dabei, den emotionalen Wortschatz und die Empathie des Kindes zu verbessern und ihm beizubringen, wie es Gefühlsausdrücke benennen und diese verarbeiten kann. Mit diesem Ansatz können in gewissem Sinne Informationen, die bereits vorhanden sind, auf eine bewusste Ebene gehoben werden. Forschungen zeigen, dass der einfache Akt des Wahrnehmens und Erkennens von Gefühlen beruhigend auf emotionale Angstzuständen wirken kann[5].

Der dritte Teil des Programms arbeitet am nonverbalen Arbeitsgedächtnis.

Die Bereiche des präfrontalen Cortex, die für das Funktionieren des Arbeitsgedächtnisses zuständig sind, gehören zu den letzten, die zur Reife gelangen[6], und können aus diesem Grund bei Kindern mit Gehirnabnormitäten besonders verletzlich sein.

Das Arbeitsgedächtnis legt auch die Menge an Informationen fest, die wir verarbeiten können, während wir eine andere geistige Aufgabe erfüllen, wie zum Beispiel das Führen eines Gesprächs. Aus diesem Grund spielt die Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses eine wichtige Rolle für die Verbesserung des Denkvermögens[7].

Nach der Entwicklung von Vis-à-Vis im Jahr 2007 haben wir 2008 eine Pilotstudie mit einer Gruppe Kinder (im Alter von 8 – 10 Jahren) durchgeführt, die unter Entwicklungsverzögerung leiden, um sicherzustellen, dass die Spiele den richtigen Schwierigkeitsgrad haben. Wir konnten feststellen, dass die Teilnehmer an der Studie nach Absolvieren des 12-Wochen-Programms alle insbesondere ihr nonverbales Denkvermögen und ihre Fähigkeit, Gefühle zu erkennen, verbessert haben. Sie wurden auch bei den verschiedenen Spielen besser, die sie mit Vis-à-Vis während des Förderunterrichts gespielt haben, und zeigten eine deutliche Verbesserung und ein deutliches Lernen. Diese Verbesserungen waren sechs Monate nach Ende des Programms nach wie vor vorhanden.

Der Artikel über diese Pilotstudie kann mit diesem Link heruntergeladen werden.

Anschließend haben wir eine Studie mit Kindern und Jugendlichen, die unter Autismus und Deletionssyndrom 22q11.2 leiden, und einer allgemeineren Gruppe mit Entwicklungsverzögerung durchgeführt, bei der die Kinder mit Vis-à-Vis gearbeitet haben. Auch in diesem Fall konnten die Teilnehmer ihr nonverbales Denkvermögen und ihre Entwicklungsverzögerung verbessern. Die Teilnehmer, die unter Autismus und Deletionssyndrom 22q11 leiden, konnten außerdem ihre Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit verbessern. Sie zeigten außerdem eine signifikante Verbesserung bei Angstzuständen im Zusammenhang mit ihren Eltern und bei verinnerlichten Verhaltensstörungen.

Wir sind sehr daran interessiert, den klinischen Nutzen und den Nutzen für die Forschung von Vis-à-Vis weiter zu untersuchen oder weitere Studien im Bereich der forschungsbasierten pädagogischen Eingriffe und der Lernmittel für die soziale Bereicherung zu betreiben. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie daran interessiert sind, Vis-à-Vis in ein Forschungsprojekt zu integrieren oder die Webseite zu nutzen, um Daten von ihrer Nutzergruppe zu generieren.

Bitte kontaktieren Sie uns bezüglich der Möglichkeit, die Webseite mit Übersetzungen zu erweitern!

[1]Senju, A., & Johnson, M. H. (2009). The eye contact effect: Mechanisms and development. Trends in Cognitive Sciences, 13(3), 127–134.

[2]Glaser, B., Debbané, M., Ottet, M. C., Vuilleumier, P., Zesiger, P., Antonarakis, S. E., & Eliez, S. (2010). Eye gaze during face processing in children and adolescents with 22q11.2 deletion syndrome. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 49(7), 665–674.

[3]Hernandez, N., Metzger, A., Magne´, R., Bonnet-Brilhault, F., Roux, S., Barthelemy, C., & Martineau, J. (2009). Exploration of core features of a human face by healthy and autistic adults analyzed by visual scanning. Neuropsychologia, 47(4), 1004–1012.

[4]Mazzola, F., Seigal, A., MacAskill, A., Corden, B., Lawrence, K., & Skuse, D. H. (2006). Eye tracking and fear recognition deficits in Turner syndrome. Social Neuroscience, 1(3–4), 259–269.

[5]Lieberman, M. D., Eisenberger, N. I., Crockett, M. J., Tom, S. M., Pfeifer, J. H., & Way, B. M. (2007). Putting feelings into words: Affect labeling disrupts amygdala activity in response to affective stimuli. Psychological Science, 18(5), 421–428.

[6]Gogtay, N., Giedd, J. N., Lusk, L., Hayashi, K. M., Greenstein, D., Vaituzis, A. C., Nugent, T.F. 3rd, Herman, D.H., Clasen, L.S., Toga, A.W., Rapoport, J.L., Thompson, P. M. (2004). Dynamic mapping of human cortical development during childhood through early adulthood. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 101(21), 8174–8179.

[7]Klingberg, T., Fernell, E., Olesen, P. J., Johnson, M., Gustafsson, P., Dahlström, K., Gillberg, C.G., Forssberg, H., Westerberg, H. (2005). Computerized training of working memory in children with ADHD—A randomized, controlled trial. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 44(2), 77–186.

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